
GOW - Vorden, NL (8. Lauf)
Es war kalt. Ich hatte es vom letzten Jahr noch kalt in Erinnerung, aber das war wohl kein Vergleich zur diesjährigen Kälte.
Wenn wir irgendwo aus dem Auto steigen vermuten wir fast jedes Mal, dass dieses wohl die kältest mögliche gefühlte Kälte sein müsste, aber viel kälter als in Vorden geht nun wirklich nicht mehr. Ein paar Grad unter Null sagt der Veranstalter und ich glaub es ihm gerne. Ich zittere noch immer, wenn ich daran denke.
Der Boden war mitunter knochenhart, die alten Spurrillen glichen Straßenbahnschienen und die gefrorenen Riesentraktorspuren auf dem zu kreuzenden Acker würde wohl kaum ein normaler Radsportler für fahrbar halten. Aber es galt wie so oft: je schneller, desto besser. Und so sehr es auch krachte und schepperte – die Fahrt über den Acker hat richtig Spaß gemacht und man konnte dort ein Heidentempo fahren, wenn man sich nur traute und dabei schön locker auf dem Rad saß.
So kam es dann auch mitten im Rennen, kurz nachdem ich Alex’ Attacke zwei Positionen vor mir gesehen hatte, dass ich gerade diesen Acker für ein Überholmanöver an Jeroen Slagt vorbei wählte. Eine gute Wahl, es klappte wie im Bilderbuch. Ich kam mit einer guten Länge Vorsprung aus dem Acker heraus und konnte mit dem Schwung auch gleich durch die nächsten Kurven rasen. Jeroen nun am Hinterrad.
Plötzlich hatte er aber einen entscheidenden Vorteil: Er hatte noch ein Rad unterm Hintern, während meines sich ohne Vorwarnung in einer Kurve von mir verabschiedet hatte. Dummerweise knallte ich dabei auch noch mit meinem Knie auf den hartgefrorenen Boden, was mich erstmal jammernd auf der Stelle hat hüpfen lassen. Nicht lange aufhalten… Rad richten, Kette drauf, enttäuscht sehen wie fast alle, die hinter mir lagen, vorbei fahren, aufs Rad steigen und weiter eiern. Beim Fahren dann schauen, ob man sich vielleicht doch mehr getan hat. Zuerst dachte ich, ich steige dann bei der nächsten Zielpassage vom Rad, aber bis ich dort war ging es dann doch schon wieder etwas besser und ich fuhr das Rennen zu ende.
Irgendwie habe ich es geschafft, trotzdem nicht Letzter zu werden, so dass ich zumindest dem Makel des DNF oder des letzten Platzes in dieser Saison noch immer entgehen konnte. Grund für echte Freude wollte dadurch natürlich trotzdem nicht aufkommen, zumal das Knie ja gleich am Tag drauf wieder beansprucht werden sollte.
Wirkliche Freude machten hingegen die ungemein freundlichen Veranstalter am Landgoed Kamphuizen - mit kostenlosen, warmen Getränken und Kuchen im geheizten, ausgebauten ehemaligen Kuhstall.
Eine bessere Werbung kann man für den Kasteelcross in Vorden am 28. Dezember kaum machen. Man sieht sich dort!
(Foto: Thomas Sommer)
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