27. Dezember 2008

De aankomst van de Modder-Moses

21. Dezember 2008
GOW – Hengelo, NL


Es ging wieder Schlag auf Schlag: gerade noch in Belgien, stand heute schon das nächste Rennen in den Niederlanden auf dem Kalender. Den neuen Parcours in Hengelo, schon im Vorfeld mit viel Respekt ob seiner Schwierigkeit bedacht, wollte ich nicht verpassen.
Es ging auf kleinstem Raum wie in einem Labyrinth über allerlei Hügel, matschige Wiesen, und ein paar wenige festgetretene Wege. Was den Untergrund anging war ich also vom Vortag her noch absolut im Thema und konnte mir sicher sein, den richtigen Reifen unterm Hintern zu haben.
Die Strecke ließ keinerlei Verschnaufpause. Fühlte ich mich zu Anfang noch recht müde vom Rennen am Vortag, vom frühen Aufstehen und der langen Fahrt, so konnte ich doch bald Tritt fassen. Irgendwie hatte der Vortag nicht nur Müdigkeit, sondern auch Rennrhythmus und Rennhärte hinterlassen. Alles klappte fast wie im Traum. Alexander hatte einen Explosionsstart hingelegt und ich hab ihn lange nicht gesehen. Er hatte es vorher schon angekündigt und so kam es auch – er verballerte all seine Energie schon in den ersten zwei Runden, und musste dann schauen, wie er das ganze zuende bringt. Ich konnte mich hingegen langsam aber sicher nach vorne kämpfen, ließ schnell meine üblichen Kontrahenten hinter mir und merkte vor allem gegen Ende des Rennens, dass bei mir mehr Reserven vorhanden sind, als bei den anderen um mich herum. So konnte ich einige Leute hinter mir lassen, die ich sonst nach dem Start immer erst im Ziel wieder sehe.
Es war das anstrengendste Rennen der Saison und ich war heilfroh, als für mich die Glocke zur letzten Runde ertönte.
Plötzlich, so etwa ein Drittel in der letzten Runde, krachte es auf einmal ganz laut im Hinterrad, das zweite Schaltwerk der Saison war abgerissen. Frustriert schulterte ich das Rad und rannte los, malte mir dabei aus, wie viele Plätze ich bis ins Ziel wieder abgeben würde und wie ärgerlich das doch nach so einem tollen, aber auch anstrengenden Rennen sei. Einer hatte mich schon beim Laufen überholt, da stand nach zwei Kehren - rund 100m - Maarten Stadhouders am Rand, er war frühzeitig aus dem Rennen ausgestiegen, und rief, ich solle wieder fahren… ich zeigte meine Schaltung und er schob mir flugs sein Rad unter den Hintern. Binnen Millisekunden wurde der Frust wieder von Glücksgefühlen vertrieben und ich hab mich gleich dran gemacht, den Fahrer, der mich wegen der Panne überholen konnte, wieder einzukriegen. Durch diese Gefühlsgewitter habe ich auf einmal, trotz des harten Rennens in den Beinen, Superkräfte freisetzen können, habe mir genau überlegt, wie und wo ich den Mann vor mir überhole und es auch perfekt wie aus dem Lehrbuch umgesetzt.
An Dramaturgie war das Rennen wohl für mich kaum zu überbieten, dazu noch eine gute Platzierung und damit Punkte für die Gesamtwertung. Es konnte Weihnachten werden! Vielen Dank, dank je wel, Maarteen!!!

(Super-Fotos: Thomas Sommer)

Reise zum Mittelpunkt der Cyclocross-Erde

20. Dezember 2008
Vlaamse Cyclocross Cup - Lichterfelde, Belgien

(Foto: Justine Vandenbussche)

Nach West-Flandern sollte es also gehen. Der Mittelpunkt der Cyclocross-Erde ist flach. Wer noch nie dort war, kann sich kaum vorstellen, wie flach eine Landschaft überhaupt sein kann. Schon von Gent, gut 50 km Luftlinie entfernt, war schemenhaft im Morgengrauen der abgesteckte Cyclocross-Parcours von Lichtervelde zu sehen - fast.

Als ich vor Ort ankam, stach gleich der für größere Rennen übliche Tross von Caravans ins Auge und die vielen Hochdruck- reiniger. Zuerst schrieb ich mich ein - die Dependance war in einer Hundeschule, der Hondmeijer fühlt sich wohlig - nahm die Nummer mit und warf zu Fuß einen Blick auf die Strecke, um dann doch erstmal die frühen Stunden bei Kaffee und Keksen in meinem flämischen Domizil bei Familie VdB zu verbringen, das netterweise auch nur 2km vom Rennen entfernt lag.

Elf Grad Celsius, elf Windstärken, elf Tage Regen. So in etwa ließen sich die Umstände zusammenfassen. Der Parcours war praktisch durchweg breit gehalten, anders als bei den hiesigen Rennserien, eher wie im Fernsehen. Es ging über diverse tiefe, schlammige Weiden, ein Stückchen Straße, einen kleinen Hügel, auf dem der flämische Löwe im Wind flatterte und weiter über ganz viel Matsch und Schlamm. Lustig war die Fahrt durch eine Scheune, die zu so was wie einem Partyzelt mit Bierausschank und Gejohle hergerichtet war. Danach dann um den Ziegenstall rum, rechts vorbei an den Hühnern wieder auf den Hof und zurück, den Esel links liegen gelassen, wieder auf die Zielgerade. Der Sprecher holte kaum Atem, als er das Rennen kommentierte – als deutscher Gastfahrer hörte ich meinen Namen auch des öfteren, hatte aber nicht immer die nötige Luft, dem ein Ohr zu schenken.
Auch waren, obwohl das Rennen 4,50 Euro Eintritt gekostet hat, auffallend viele Zuschauer am Streckenrand. Es ist irgendwie ein Zwiespalt und nur schwer zu erklären, geschweige denn auf Deutschland zu übertragen, da es hier eine absolute Randsportart ist - aber vielleicht vermittelt ja ein Rennen, das Eintritt kostet einfach eine höhere Wertigkeit. Es war ein echtes Fest.

Gerade rechtzeitig hatte ich die Woche vorher meine Dugast Rhinos geklebt - das ist unbestritten DER Schlammreifen. Erste Testfahrten im heimischen Tremoniapark ließen es erahnen, aber hier im Rennen zeigte sich vom ersten bis zum letzten Meter, was für eine Macht dieser Reifen im Modder ist. Das zeigte sich auch im Ergebnis – meine Sorge, in Belgien gnadenlos abgehängt zu werden, war unbegründet und ich fand mich so einigermaßen im Mittelfeld wieder. Nicht unerheblich war dabei auch die Anfeuerung der fast vollzählig zum Rennen gekommenen Familie VdB – ein eigener Supporters-Club gehört in Belgien zum guten Ton. Danke für alles!!!

Danach war ich noch belgische Radsportbücher shoppen, Spekulatius-Eis essen… was man im Winter in Flandern halt so macht.

16. Dezember 2008

Achterbahn im achterveld

14. Dezember 2008
GOW – Nijverdal (9. Lauf)



Der Vortag hatte seine Spuren hinterlassen, das war mir gleich beim Aufstehen klar. Das Knie hatte lustige Flecken und tat vor allem in der Drehbewegung weh. Warum fährt man so zu einem Rennen? Weil der Winter kurz ist, Alexander um 8 Uhr vor der Tür steht und immerhin noch 4 Stunden bis zum Start sind. Drei Gründe reichen.
Es war noch immer kalt, aber da man vom Vortag Schlimmeres gewohnt war, kamen erstmal fast sommerliche Gefühle auf. Der Parcours in Nijverdal glich einer Achterbahn: es war wegen des festen Bodens besonders schnell und es ging abgesehen von drei längeren Geraden viel rauf und runter und links und rechts und dazu noch über zwei im Weg liegende Bäume.
Trotz der sich daraus ergebenden Laufpassage, die meinem Knie sicher keine Freude machen würde, habe ich mich vor Ort dann für einen Start entschieden. Im Zweifel würde ich immer noch aussteigen können.
Es ging gut. Ich hielt mich aus dem an diesem Tag besonders wilden Startgerangel weitestgehend heraus, konnte aber, nachdem sich das Feld dann etwas sortiert hatte, doch noch ein wenig meinen Wettstreit mit Jeroen vom Vortag fortsetzen. In den vielen Antritten ließ mein Knie mich nicht bis an Maximum gehen, so dass ich nach einer Weile Jeroen ziehen lassen musste.
So konnte ich den Parcours zum Ende hin noch ein wenig genießen, meine wunderschönen neuen Handschuhe bewundern – Viking Eisschnelllauf Handschuhe, die sich Alexander und ich am Vortag bei Ten Tusscher in Enschede ganz im Sinne des Team Looks gekauft haben – mich unterwegs bei den Zuschauern ein wenig für die zum Teil namentliche (!) Anfeuerung bedanken und war nach dem von Zweifeln geprägten Vormittag sehr glücklich, dass ich doch so gut mitfahren konnte. Während ich durch meine geminderten Erwartungen mit dem Durchfahren und dem nicht Letzter sein einigermaßen glücklich war, konnte Alex sich darüber ärgern, dass er um einen Platz an den Punkten vorbei gerast ist. Wie das in Nijverdal mit dem Mountybiker war fragt man ihn besser nicht…

15. Dezember 2008

Holiday on ijs

13. Dezember 2008
GOW - Vorden, NL (8. Lauf)


Es war kalt. Ich hatte es vom letzten Jahr noch kalt in Erinnerung, aber das war wohl kein Vergleich zur diesjährigen Kälte.
Wenn wir irgendwo aus dem Auto steigen vermuten wir fast jedes Mal, dass dieses wohl die kältest mögliche gefühlte Kälte sein müsste, aber viel kälter als in Vorden geht nun wirklich nicht mehr. Ein paar Grad unter Null sagt der Veranstalter und ich glaub es ihm gerne. Ich zittere noch immer, wenn ich daran denke.
Der Boden war mitunter knochenhart, die alten Spurrillen glichen Straßenbahnschienen und die gefrorenen Riesentraktorspuren auf dem zu kreuzenden Acker würde wohl kaum ein normaler Radsportler für fahrbar halten. Aber es galt wie so oft: je schneller, desto besser. Und so sehr es auch krachte und schepperte – die Fahrt über den Acker hat richtig Spaß gemacht und man konnte dort ein Heidentempo fahren, wenn man sich nur traute und dabei schön locker auf dem Rad saß.
So kam es dann auch mitten im Rennen, kurz nachdem ich Alex’ Attacke zwei Positionen vor mir gesehen hatte, dass ich gerade diesen Acker für ein Überholmanöver an Jeroen Slagt vorbei wählte. Eine gute Wahl, es klappte wie im Bilderbuch. Ich kam mit einer guten Länge Vorsprung aus dem Acker heraus und konnte mit dem Schwung auch gleich durch die nächsten Kurven rasen. Jeroen nun am Hinterrad.
Plötzlich hatte er aber einen entscheidenden Vorteil: Er hatte noch ein Rad unterm Hintern, während meines sich ohne Vorwarnung in einer Kurve von mir verabschiedet hatte. Dummerweise knallte ich dabei auch noch mit meinem Knie auf den hartgefrorenen Boden, was mich erstmal jammernd auf der Stelle hat hüpfen lassen. Nicht lange aufhalten… Rad richten, Kette drauf, enttäuscht sehen wie fast alle, die hinter mir lagen, vorbei fahren, aufs Rad steigen und weiter eiern. Beim Fahren dann schauen, ob man sich vielleicht doch mehr getan hat. Zuerst dachte ich, ich steige dann bei der nächsten Zielpassage vom Rad, aber bis ich dort war ging es dann doch schon wieder etwas besser und ich fuhr das Rennen zu ende.
Irgendwie habe ich es geschafft, trotzdem nicht Letzter zu werden, so dass ich zumindest dem Makel des DNF oder des letzten Platzes in dieser Saison noch immer entgehen konnte. Grund für echte Freude wollte dadurch natürlich trotzdem nicht aufkommen, zumal das Knie ja gleich am Tag drauf wieder beansprucht werden sollte.
Wirkliche Freude machten hingegen die ungemein freundlichen Veranstalter am Landgoed Kamphuizen - mit kostenlosen, warmen Getränken und Kuchen im geheizten, ausgebauten ehemaligen Kuhstall.
Eine bessere Werbung kann man für den Kasteelcross in Vorden am 28. Dezember kaum machen. Man sieht sich dort!
(Foto: Thomas Sommer)

8. Dezember 2008

Querfeldein ist kein Zuckerschlecken, der Kuchen danach hingegen schon


7. Dezember 2008
GOW - Apeldoorn, NL (7.Lauf)

Nachdem wir in der Vorwoche leider den Lauf in Oldenzaal ausfallen lassen mußten, ging es nun wieder auf zum GOW. Zur Abwechslung diesmal auf der A3/A12, so dass wir ein paar neue Eindrücke seitens der Autobahn bekommen konnten.
In ein riesiges Sportparadies aus Hockey-, Fußball-, Tennis-, Feldhandball- und was weiß ich für Sportplätzen eingebettet befand sich ein wunderschöner MTB-Parcours über Teile dessen das Querfeldeinrennen verlaufen sollte.
Der Anblick der Wiesen und der darauf fein säuberlich mit heiligem Rabobank-Band abgesteckten Parcours suggerierten zuerst ein Rennen für Semislicks und ähnliches, aber bei der ersten Rundenbesichtigung war gleich klar, dass man die gemeinen Modderpassagen schlicht und einfach im Wald versteckt hatte. Letztendlich wurde auch die angetaute Wiese im weiteren Verlauf des Renntages bis zu unserem Start immer mehr zum schlabbrigen Glitsch, wie man ihn auch im heimischen Tremoniapark findet.
Angesichts der Tatsache, dass ich am Vortag bei einem Umzug ganze 10 Stunden mit Treppensteigen verbracht habe, sanken meine Ambitionen und Ansprüche für diesen Tag ein wenig (doch ich hoffe auf einen Langzeittrainingseffekt und auf viele Treppen in den kommenden Rennen!).
Auch wenn damit die Umstände nicht gerade hervorragend waren, wollte ich zumindest die mislungenen Starts der letzten Wochen ein wenig ausmerzen. Mit ein wenig mehr Durchsetzungswillen ging das auf der langen, glitschigen Geraden auch recht gut. Allerdings dann doch nur bis zu dem Zeitpunkt, als ich neuerlich feste in die Pedale treten mußte. Da merkte ich den mangelnden Druck in den müden Beinen doch sehr. Als aber nach kurzer Zeit die üblichen Schmerzen eines Crossrennens einsetzten, war dann auch wieder alles wie gehabt und man konnte sich mit den Rennern vor und hinter sich befassen. In den Labyrinthen, die man durch den Wald gelegt hat ging es äußerst gut - nur kann man dort schlecht technisch nicht so gute Fahrer vor sich überholen. Auf den Geraden kam ich dann aber mangels Drucks in den Beinen auch nicht an ihnen vorbei. So mußte ich mich immer in den engen Kurven vorbeidrängeln und dann schnell wie ein Eichhörnchen Haken um die Bäume schlagen, um noch ein paar Meter zu machen, damit ich auf den breiten Stücken auf der Wiese nicht gleich wieder einge- und überholt werde. Das machte gleich so viel Freude, dass ich in diesem Enthusiasmus - zu dem auch beitrug, dass wir erst sehr spät im Rennen von den Siegern Bas Stamsnijder (Elite/Beloften) und Atse ten Brinke (Amateurs) überrundet wurden - auch ein wenig die schweren Beine vergessen konnte.
Thomas Sommer machte uns dann noch auf einen Kuchen aufmerksam, der dermaßen lecker war, dass er leicht eine Radfahrerkarriere zerstören könnte. Wenn ich heute Nacht ausnahmsweise mal nicht vom Gewinn des Cyclo-cross Weltmeistertitels träumen sollte, dann statt dessen wohl von diesem Kuchen.
(Foto: Thomas Sommer)

1. Dezember 2008

Cyclocross Superstars

Auf der Seite der GOW.nu ist ein unterhaltsames Interview zu lesen, das Freek de Boer per e-Mail mit Alexander Freese und mir geführt hat. Link: http://gow.nu/nieuws.asp?mid=nieuws&nid=167